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Menschen bewegen

Mit 39‘660 Beschäftigten blüht Liechtensteins Wirtschaft; den EinwohnerInnen geht es darum gut; auch dank der vielen GrenzgängerInnen. Heute schon sind mehr als 80% der Neu-Beschäftigten EinpendlerInnen. Falls weiteres Wirtschaftswachstum erwünscht ist, muss die regionale Erreichbarkeit zukunftsfähig sichergestellt werden. Mit täglich knapp 12‘000 EinpendlerInnen aus der Schweiz und knapp 9‘000 aus Österreich brauchen wir effizienten Personentransport. Der Arbeitsweg per Auto beansprucht durchschnittlich 115 m2 pro Person, per ÖV oder Fahrrad etwa 10 m2 und zu Fuss 3 m2 pro Person. Per Auto zur Arbeit ist zwar bequem, aber ineffizient aus Sicht des Personentransports. Deshalb sind grosse Umfahrungen (wie z.B. die Tunnelspinne in Feldkirch) keine zukunftsfähigen Lösungen. Sie machen das Auto für den Arbeitsweg noch attraktiver und den Stau noch grösser. Umfahrungsstrassen sind nicht nur sehr teuer, sondern zerstören auch unseren knappen Lebensraum.

Der VCL befasst sich seit der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre mit spurgeführten öffentlichen Verkehrsmitteln und hat viele Szenarien untersucht. Die Kombination von Bahn und Bus hat sich als beste Variante für unser Land erwiesen. Beim regionalen öffentlichen Personenverkehr unterscheiden wir zwischen dem “Mittelverteiler” Regionalbahn und dem “Feinverteiler” Linienbus; in Zukunft wahrscheinlich autonom fahrende Kleinbusse. Um den Mobilitätsbedürfnissen vor allem von EinpendlerInnen gerecht zu werden, braucht es die Bahn als attraktives ÖV-Rückgrat.

Der erste Schritt war die Aufwertung der Bahnstrecke Feldkirch-Buchs für den regionalen Personenverkehr durch die Einführung des «Liechtenstein-Takt» im Jahr 2000 mit einer neuen Haltestelle Forst–Hilti in Schaan. Heute werden mit fünf Morgenkursen an Werktagen etwa 300 Personen von Vorarlberg nach Liechtenstein befördert. Inklusive Transit nach Buchs sind es total etwa 850 Personen pro Werktag per Bahn. Als Vergleich transportieren die Busse (Linien 11, 13, 14, 36E, 70) an Werktagen etwa 750 Fahrgäste über die Grenze AT-LI.

Die logische Bahn-Weiterentwicklung ist kurzfristig der Halbstundentakt Feldkirch-Buchs (S-Bahn FL.A.CH) und langfristig – bei weiterem Wirtschaftswachstum – eine Regionalbahn (VCL-Studie einer Normalspur-Tram-Bahn) von Schaan via Vaduz, Triesen, Balzers, Trübbach nach Sargans im Viertelstundentakt.

Der Ausbau der ÖBB-Strecke zur S-Bahn FL.A.CH beinhaltet auch eine kleine Nordumfahrung von Nendeln mit massiver Entlastung der Engelkreuzung. Das erwartete Umsteigen von ArbeitspendlerInnen auf die Bahn im Halbstundentakt wird eine deutliche Entlastung vom Strassenverkehr bewirken; vor allem in Schaanwald und Nendeln. Die neuen Bahnhöfe in Nendeln beim heutigen Bahnübergang und in Schaanwald unterhalb der Strassen-Bahnüberführung werden wesentliche Impulse zur lokalen Raumentwicklung geben.

Die Investitionen in die Strassen-Umfahrung des Zentrums von Schaanwald sind nur gerechtfertigt, wenn gleichzeitig der Linienbus bevorzugt und dadurch kostengünstiger im Betrieb und attraktiver für die Kunden wird. Dem seit Jahren vorliegenden und schon 2012 von Verkehrsingenieuren abgelehnten Projekt mit Bus-Benachteiligung (BuA 84/2019) hat der VCL seit 2008 immer wieder eine – auch von Verkehrsingenieuren vorgeschlagene – Busführung durch das neue Zentrum mit Haltestelle im Zentrum gegenübergestellt. Lichtsignalanlagen an beiden Enden sichern die Ein-/Ausfahrt der Busse, das sichere Queren des Fussverkehrs und sie bevorzugen den Bus in Stausituationen.
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